Reinhard Mey Biographie Biographie

Reinhard Friedrich Michael Mey ist ein deutscher Musiker und ein Hauptvertreter der deutschen Liedermacher-Szene. Pseudonyme sind Frédérik Mey (in Frankreich), Alfons Yondraschek und Rainer May.
Reinhard Mey wurde im Berliner Bezirk Wilmersdorf als zweites Kind des Rechtsanwalts Gerhard Mey und der Lehrerin Hertha Mey, geb. Koch, geboren. Er besuchte das Französische Gymnasium in Berlin, wo er 1963 das französische Baccalauréat und das deutsche Abitur absolvierte. Zu Meys Klassenkameraden im Französischen Gymnasium zählten der spätere Liedermacher Ulrich Roski und die Politologin Gesine Schwan. Mey absolvierte im Anschluss eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Schering AG Berlin. Ein darauf begonnenes Studium der Betriebswirtschaftslehre an der TU Berlin brach er nach sechs Semestern ab, um sich ganz der Liedermacherei zu widmen.
Mit zwölf Jahren hatte Mey seine erste Klavierstunde, mit vierzehn wurde ihm von seiner Tante seine erste Gitarre geliehen, kurz darauf folgte seine zweite, die er für vierzig Mark erstand. Er brachte sich selbst das Trompetespielen bei. Bereits während der Schulzeit sammelte er mit Freunden Erfahrungen auf der Bühne mit der Aufführung von Skiffle-Musik in der 1957 gegründeten Band Rotten Radish Skiffle Guys, der er das gleichnamige Lied in seinem 2010 erschienenen Album „Mairegen“ widmete. Im Jahr 1961 bildete sich die Gruppe Les Trois Affamés mit Wolfgang „Schobert“ Schulz. Meys erstes Chanson, Ich wollte wie Orpheus singen, erschien 1964. Im selben Jahr bekam Mey die Möglichkeit, auf dem Festival Chanson Folklore International auf der Burg Waldeck, einer Burgruine im Hunsrück, seine Lieder vorzutragen. 1967 startete er für Deutschland beim Knokke-Festival in Belgien. Dies führte zu seinem ersten französischen Plattenvertrag.
1967 heiratete er die Französin Christine, von der er sich 1976 scheiden ließ. Mey lebt seit 1977 in Berlin-Frohnau in zweiter Ehe mit seiner Frau Hella, die er am 14. Oktober 1977 heiratete. Er hat mit Hella zwei Söhne (Frederik, * 1976, und Maximilian, * 1982) und eine Tochter (Victoria-Luise, * 1985).
In der TV-Sendung Beckmann teilte Mey im September 2009 mit, dass sein Sohn Maximilian infolge einer verschleppten Lungenentzündung und Herzrhythmusstörungen im März 2009 ins Wachkoma gefallen ist.

Bis 2010 hat Mey 25 deutsche Studioalben herausgebracht, das erste 1967 mit Ich wollte wie Orpheus singen, das letzte im Mai 2010 mit Mairegen. Von 1986 bis 2004 veröffentlichte Reinhard Mey seine Studioalben im Zweijahresrhythmus, jeweils im Mai. Für den 3. Mai 2013 ist die Veröffentlichung seines 26. Albums Dann mach's gut angekündigt.
Zu den Studioaufnahmen veröffentlichte Mey 13 deutsche Live-Platten, die sich seit Anfang der 1990er durch einen beträchtlichen Teil an einleitenden Sprechbeiträgen auszeichnen. Außer diesen beiden Plattentypen gibt es eine große Anzahl von Samplern, Singles und zwei DVDs, von denen die erste in wesentlichen Teilen Filmmaterial enthält, das anlässlich des 60. Geburtstags 2002 produziert wurde.
Mey hatte großen Erfolg in Frankreich und den Niederlanden. Es gibt in französischer Sprache sieben Frédérik-Mey-Alben und zwei Live-LPs; zuletzt erschien nach 23-jähriger Pause die CD Frédérik Mey, Vol. 7 – douce france (2005). Es erschienen Texte von Mey in französischen Schulbüchern. Auf niederländisch erschien 1975 Als de dag van toen („Wie vor Jahr und Tag“) – seine einzige Doppel-Platin-Platte überhaupt – und 1976 Er zijn dagen … („Es gibt Tage …“). Der Versuch, 1970 mit der LP One Vote for Tomorrow in Großbritannien Fuß zu fassen, schlug fehl.
Seinen größten Erfolg veröffentlichte er mit Mein achtel Lorbeerblatt (1972). Ein sehr bekanntes Lied von Mey ist Über den Wolken aus dem Jahr 1974, das zunächst als B-Seite der Single Mann aus Alemannia herausgebracht wurde. Unter anderem erreichte dieser Titel bei der Wahl der 100 besten Lieder des Jahrhunderts (vom ZDF im Rahmen der „Unsere Besten“-Sendung veranstaltet) den 4. Platz.
Zweimal erreichte Mey Platz Eins der deutschen Albumcharts: 1972 mit Mein achtel Lorbeerblatt und 2007 mit Bunter Hund. Die erste goldene Schallplatte bekam Mey für Ich bin aus jenem Holze (1971). Des weiteren erhielt er goldene Schallplatten für die Studioalben Nanga Parbat, Bunter Hund und Mairegen.

Siehe auch: Liste der Lieder von Reinhard Mey
Meys Lieder zeichnen sich durch oft umfangreiche Texte und eingängige Melodien aus. Sie sind stark vom französischen Chanson beeinflusst; manche seiner Lieder zeigen außerdem in Melodiebau und Instrumentarium den Einfluss der Countrymusik. Im Gegensatz zum französischen Chanson behandelten Meys Lieder anfangs eher selten politische Themen (s. In Tyrannis). Vor allem seit den 1990er Jahren finden sich zunehmend auch politisch Stellung beziehende, gesellschafts- und zeitkritische, oft von einer pazifistischen Haltung geprägte Stücke auf seinen Alben (Die Waffen nieder, Sei wachsam, Heimatlos, Das Narrenschiff, Frieden, Nein, meine Söhne geb' ich nicht, Kai). Dabei vertritt Mey eine moderat linke politische Position. In seinen Liedern setzt er sich besonders für die Werte Freiheit und Gewaltlosigkeit / Frieden ein und engagiert sich auch dahingehend (beispielsweise im Bundestagswahlkampf 2002 für den Omnibus für direkte Demokratie oder auf einer Großdemonstration Anfang 2003 in Berlin gegen den bevorstehenden Irakkrieg).
Reinhard Mey behandelt in seinen Liedern im Wesentlichen aus dem Leben gegriffene Themen. In den 1960ern und 1970ern waren das unter anderem Liebeslieder (Und für mein Mädchen, Herbstgewitter über Dächern, Wie vor Jahr und Tag, Sommermorgen), Lieder über das Fliegen (Über den Wolken, Ikarus, Lilienthals Traum), satirische Betrachtungen von gesellschaftlichen Gegebenheiten und den Widrigkeiten des Alltags (Diplomatenjagd, Annabelle, Einen Antrag auf Erteilung eines Antragformulars, Die heiße Schlacht am kalten Buffet) oder seines eigenen Lebens (Trilogie auf Frau Pohl, Ankomme Freitag, den 13., Die Homestory). Gelegentlich gelingt es ihm dabei, die deutsche Sprache zu prägen (Der Mörder ist immer der Gärtner). Immer wieder benutzt Mey die Form der spöttischen Demaskierung, um sich zum Beispiel über die Unzuverlässigkeit von Handwerkern (Ich bin Klempner von Beruf), die Auswüchse des modernen Regietheaters (Zwei Hühner auf dem Weg nach vorgestern) oder über heuchlerische Politiker (Was kann schöner sein auf Erden, als Politiker zu werden) lustig zu machen. Durch die Geburt seiner Kinder ergab sich ab 1977 ein neuer Schwerpunkt: Kinder und Familie (Du hast mir schon Fragen gestellt, Keine ruhige Minute, Menschenjunges). Dieses Thema dominierte bis in die frühen 1990er.
Mey ist überzeugter Vegetarier und engagierte sich bei der Organisation PETA aktiv für den Tierschutz. Seit 1992 setzten sich einige seiner Lieder mit dem Thema Tierschutz auseinander (Die Würde des Schweins ist unantastbar, Hasengebet, Tierpolizei, Erbarme dich, Hundgebet). Diese und andere Tierlieder aus verschiedenen Jahrzehnten veröffentlichte er 2006 gesammelt auf dem Sampler Frei!.

Mey moderierte wiederholt TV-Sendungen (beispielsweise die Reinhard-Mey-Show 1972) und trat in TV-Filmen als Gastdarsteller auf (2002 in der romantischen Komödie Die Frauenversteher – Männer unter sich als Flugzeugmechaniker).
1979 gestaltete er mit Salvatore Adamo eine musikalische Gemeinschaftssendung („Zwei Herren im Dreiviertelfrack“), 1980 „Der dicke Lange und der kleine Dünne“ mit Mort Shuman sowie 1981 „Manche mögen's leis'“ mit Heidelinde Weis und produzierte 1982 beim ZDF die eigene Show „Ich hab' Dich lieb“. Zusammen mit Rut von Wuthenau drehte er für das ZDF seinen persönlichen Heimatfilm „Reinhard Mey und sein Dorf in Berlin“, der im Juni 1989 ausgestrahlt wurde. Weiterhin moderierte Mey für kurze Zeit (1979/1980) Frank Elstner nachfolgend die ARD-Unterhaltungssendung Die Montagsmaler, bis Sigi Harreis im August 1980 die Moderation übernahm.
Die vom Bayerischen Rundfunk produzierte Sendung Songs an einem Sommerabend wurde von 1987 bis 1996 von Reinhard Mey moderiert. In diesem Rahmen bot er auch eigene Lieder dar. Da er nicht gewillt war, darauf zu verzichten, das Lied Sei wachsam mit dem darin enthaltenen Text „Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm: / Halt du sie dumm, – ich halt’ sie arm!“ zu singen, beendete er seine Moderationstätigkeit und seine Teilnahme für mehrere Jahre. Inzwischen beteiligt sich Reinhard Mey aber wieder an der Musiksendung.
Quelle: wikipedia.org